Donnerstag, 22. Juni 2006

harbiye

und wieder klirrt draussen glas vor sich hin.
und wieder wissen wir, es handelt sich nicht um einen verspäteten einwurf in einen braun, grün oder weiss markierten container, denn dazu passen wieder die aufgeregten männerstimmen nicht.
was sollten auch die hunde da bellen?
schön, dass kein schuss fällt, my own private harbiye.
das ist weder als witz noch zur romantisierung gedacht.
aber ich mag unsere wohnung, auch wenn die männer ums haus oft so finster und skeptisch auf einen draufsehn.

hierzu noch ein berichtender nachtrag von letzter woche:

samstag, 12 uhr 30 in harbiye, vor meinem fenster schreit ploetzlich eine frau, maennerstimmen, von denen ich zuerst dachte, sie seien nur eine einzige. interessanterweise auch keine grossartige reaktion von mir darauf. dann mehr und mehr stimmen, die frauenstimme wird schriller. rechts ein stück die strasse runter ein schuss und als ich raussehe sogar noch ein bisschen rauch. einer rennt die im 10grad winkel abfallende strasse runter und viele hinterher. mittendrin die kleine modische philippinin mit ihrem weissen taeschchen, die weint und weint. in den oberen stockwerken viele leute wie ich aufs fensterbrett gelehnt. vorgestern nacht spaet das gleiche schauspiel als ein fetter glatzkoepfiger tuerke, der für mich eher nach ostdeutschem (oder von mir aus auch westdeutschem, britischem... um kommentaren vorzugreifen) nazi aussah, wieder und wieder mit einem knueppel einem kleinen schnurrbaertigen einen draufgeben wollte. alle umstehenden sehr ernst. aber dann macht es doch auch sichtlich spass, den baeren zu domptieren oder hilflose frauen zu raechen...weniger schön aber, am nächsten morgen zu sehen, dass der feiste berserker aus der nacht der selbe ist, der in der kleinen barbiersklitsche gegenüber den herren mit dem messer das kinn frei rasiert.

eine angenehme nacht wünscht
ihr korrespondent
von acik radio.

Mittwoch, 21. Juni 2006

...



istanbulsplitterbild

alte mandeln

...den ganzen lieben vollen tag lang ausgerechnet einen alten schmachtfetzen von marc almond halbbewusst im ohr gehabt, an den ich schon seit ewig lang nicht mehr dachte, und, wie passend: she took my soul in istanbul. davon dann auch nur so irgendwie den refrain. und irgendwann dazu die eher belustigt neugierige frage: was um alles in der welt mache ich überhaupt auf einmal hier? will sagen: was machte mich so alles kommen..? nur mal so als gedankenspielerei, in alle richtungen offenes gillesdeleuzesches rhizom und rein assoziatives couchgeträume, was fällt ihnen ein wenn. britischer 80er schwulenpopschwulst. der am orient partizipiert, damit der sänger raunen und mehr ringe und lila tragen kann. und den man lange jahre dann so mitträllert. ...the scent of turkish oils
mixed with the harsh tobacco in the overcrowded bar...
here in a world where angels fear to gaze...and i a fool for love...
irgendwie gaga. irgendwie toll.
stadtgeschichte als zigtausendfach weltweit amplifizierte bildsplitter, die in jedem kopf anders wiederhallen und aufflackern. das kreuzbergernächtesindlangding. und dann blendet ein anderes bild sich dazwischen, das das nächste kurz aufleuchten lässt, das das andere überblendet, das das andere ausknipst. und dann eins zwei drei vier, city stadt città schehir. roma, das ist fellini und satyricon. und fellinis satyricon. und der melancholische mastroiani anita ekberg im brunnen. eine stadt die keine bilder macht ist keine. leute werfen sich abends bei tisch die bilder zu, einer setzt dem einen ein pasolinirom aufs fellinirom und plötzlich sitzt anna magnani neben anita ekberg im hirn. gleichberechtigt, irgendwas machen sie zusammen, ein neues rom im hinterkopf. und maria callas hat ein schwarzes gewand mit schleier an und während rituelle schlaginstrumente scheppern, bringt sie alle ihre kinder um. und maria callas ist dann auch rom, auch wenn sie medea heisst und in korinth wohnt als es rom noch nicht gibt.
- david bowie hat sich da die haare rot gefärbt, in berlin kannst du alles machen. und nick cave hat gesagt, in berlin sitzen alle immer am tresen, schütteln den kopf und sagen zu viel speed zu viel speed.
bis man dann eben eines tages ankommt sagt so ist die stadt, ich hab es immer gewusst, und eine friedrichstrasse mit starbucks und den leuten, die man zuhause abhängen wollte, schiebt sich ohne probleme quer durchs ausgedachte und gehört dann auch dazu...
wie kommen leute auf die stadt, in die sie gehen? welche legendenteilchen haben sie aufgelesen. und aus der wievielten hand. und plötzlich kommt dann beispielsweise eine kanadierin, die jahrelang im wald türkische lieder auf cassette hörte, hierher und singt selbst auf türkisch in einem film, der bilder über istanbul zeigt...karlheinz stierle hat das ja mal umfassend und systematisch für paris zu verfolgen versucht. zeichen und bewusstsein der stadt. aber das war irgendwie eine zäh philologische leistung und sich persönlich nachzuspinnen, macht viel mehr spass. ich sag kapstadt und was fällt dir ein?
(und was macht man aber, wenn der bruder eines freundes da in flensburg wohnt und man sich jahrelang dazu nur eine flächendeckende karteikarte vorstellen konnte - bis plötzlich das geräusch einer ploppenden bierflasche dazu kam..?)

In gewissem sinne bin ich übrigens wohl doch (noch) als fotograf ungeeignet - ein echter hätte seine kamera wohl immer greifbar: böge ein solcher nämlich in seine straße ein, liefe sie steil hinunter und dadurch direkt in ein sprühfahrzeug hinein, das in seine richtung eine unglaublich dichte, städtisch regelmäßig verordnete pestizidwolke bliese - er müsste nicht erst ewig seine tasche durchwühlen für ein foto, das es in seiner schwefligen apokalyptik mit leuna oder gotham city durchaus hätte aufnehmen können, wäre eben der sonntagsfotograf nur etwas vorbereiteter gewesen.
vor ein paar monaten gab es beispielsweise im palais tokyo eine videoinstallation, in der eine nebelwolke sich konstant in einer pariser strasse vor und zurück bewegte. nur war die da eben komplett gemorpht und hier war sie echt.
stattdessen ohne foto in die wohnung hoch und dort saßen auf einem vollkommen verqualmten balkon zwei leuteartige und die stimme von ugurs freundin las den umrissen von ugur aus ingeborg bachmanns erzählung otusuncu yil auf türkisch vor. schöne geschichte, mit der ich mich selbst auch schon seit jahren auf eben dieses alter einstimme.
anschliessend mit den beiden dann noch gelernt, dass es umso amüsanter sein kann, sich gegenseitig rätsel zu stellen oder filmscharade zu spielen, wenn man jeweils die sprache des andern so gut wie gar nicht versteht.
hat beispielsweise ein titel wie gülünün soldugu aksam wirklich 'drei' wörter oder ist es dann doch eurolinguzentrisch von mir, wenn ich sage, allein gülünün enthalte ja schon mindestens zwei?
ausserdem kenne ich das buch sowieso nicht und wer weiss, was das wieder ist: Deiner Rose Welke am Abend!?

Samstag, 17. Juni 2006

banlieusard

Die Zeit nennt ihn 'Held der französischen Vorstädte' (bzw. 'der Doppelagent' im Titel) und die Times hat ihn zu einem der wichtigsten Männer des 21. Jahrhunderts gewählt. Wie konnte ich den übersehen? Die banlieusards wollen seine Hand schütteln und die Notre Dame University protestiert gegen die Abweisung des Brückenbauers durch die Bush Regierung. Gegen eine direkte Abschaffung der Steinigung von Unzüchtigen in Iran, Saudi-Arabien sowie vier weiteren Ländern, die mir gerade nicht einfallen, scheint er aber trotzdem nichts zu haben. Natürlich: verkürzt ausgedrückt...

tariq ramadan, als pseudo wärs schillernd

[...]
Tariq erinnert sich, dass er in der Schweiz in einer militanten Umwelt aufwuchs. Er fühlte sich dort nie als Schweizer. Ägypten desillusionierte ihn ebenso, zumal Präsident al-Sadat gerade Frieden mit Israel schloss. Laut Ghadban führte erst die islamische Revolution in Iran bei den Muslimen der zweiten Generation in Europa zur islamischen Identität, die sie nun gern vorweisen. Ramadan begann nun, als Muslim Politik zu treiben. Er will die Moderne islamisieren, meint Ghadban: erst die Familie, dann Gemeinden und Länder. Was dem Islam nicht widerspreche, werde einverleibt, auch Technik. In den 1990er Jahren fuhr er damit in Frankreich fort. Er bekennt sich zu den Hauptlehren seines Großvaters al-Banna und zu den Dogmen über den Dschihad.

Die Islamisierung Europas von unten, so Ghadban, in der Bildung und Sozialarbeit sei für Muslimbrüder und Ramadan typisch. Dieser verwirft alle Herrschaftssysteme, die nicht auf dem Islam beruhen. Er nennt Europa nicht wie früher Gebiet des Unglaubens, sondern Gebiet der Mission und der Bezeugung des Islam.

Wie Ghadban zeigt, will Ramadan die Glorie des islamischen Imperiums aufrichten. Andalusien, Sizilien, der Balkan, Süditalien und Griechenland waren islamische Kolonien. Sie sollen in den Schoß des Islam zurück. Dann wolle er global missionieren und alle Mächtigen unterwerfen. Islamisierung von oben würde folgen. So lange seien Muslime im Westen allein Bürger auf Widerruf, womit sich das Moratorium erklärt. Die echte Integration wünsche Ramadan gar nicht.

Er sieht für westliche Muslime eine Hauptrolle bei der Globalisierung des Islam. Sie pflegen ihren Glauben und ihre Identität in säkularen Ordnungen. Der zivilisatorische Dialog kenne aber keine Grenze mehr zwischen dem Westen und dem Islam.
[...]

aus: FR 7.6.2006 Warnung vor dem Muslim-Reformator VON WOLFGANG G. SCHWANITZ

...hm, noch nie was gehört von dem. Dabei wäre es für einen medienbewussten Erzmuslimen das perfekte Artistenpseudo: man denke nur, war es doch sein Namensvetter, der 700 mit seiner Handvoll Berber über die Meerenge und jenen Felsen gen Westen sauste, der noch heute seinen Namen trägt. (Goytisolo, der ihm mit dem Conde Don Julian seinen schönsten Roman gewidmet hat, hätte wohl seine helle Freude dran).
Dann wieder an das Gespräch mit einer befreundeten deutschtürkischen Lehrerin an der Luxus Eyuboglu-Schule hier gedacht, die nicht aufhört eine schleichende Entatatürkisierung an allen Ecken zu entdecken, und die von Schülern berichtet, die von früh auf von reichen Fundis gesponsort und in westliche Unis und Firmen geschickt werden: "Gerade auch Frauen, verdammt!" Und sind die dann auch dafür, dass sie gesteinigt werden? Vorläufig frage ich eben undifferenziert und informier mich über diesen Ramadan weiter. Ülker, sagt die Freundin, die auf dem türkischen Schokomarkt einen Anteil haben wie Lindt, Milka und Ferrero zusammen (sind die nicht eh alle eins), unterstützen die Fundis auch - schade, ich mochte die Edelbitter - und der neue 'Martin Luther des Islam', wie er auch gern genannt wird, kommt aus dem neutralsten Land der Welt.

'vor ort', gigi nochmal konsultiert

[...] Ähnlich wie den BeobachterInnen vor Ort bleiben jedoch auch dem westlichen Blick die Vorgänge in der arabisch-islamischen Welt aufgrund einer Perspektive, die identitäre Denkformen naturalisiert, nur in rassistischer, die eigene Überlegenheit hervorkehrender Weise zugänglich. Dies macht sich in Diskursen über außereuropäische Länder bemerkbar, in denen die Existenz von Lesben und Schwulen fraglos vorausgesetzt wird. So schreibt das bundesdeutsche Szenemagazin gay-press.de über die Vorgänge in Ägypten: »Zumindest wir westlich zivilisierten Homos wollen unser Gesicht behalten und distanzieren uns nachdrücklich von den unerträglichen Zuständen, unter denen unsere Mitschwestern in Ägypten leiden.« [14] Die Adressierung von Mitschwestern in Ägypten unterstellt völlig unproblematisiert die Existenz der eigenen Denkform im Land am Nil.

Dass man selbst das Produkt einer epistemologischen Falte [15] ist, scheint von »westlich zivilisierten Homos« nicht bemerkt zu werden. Dafür werden jedoch andere Formen gleichgeschlechtlicher Attraktion vom Autor auf eine unerträgliche Weise denunziert: »Sobald zwei islamische Männer Hand in Hand auf der Straße laufen, hat dies eine andere Bedeutung; das ist dann Ausdruck von Freundschaft ... Nun gut, andere Länder, andere Sitten.« Demonstrativ wird hier Unverständnis gegenüber der »Freundschaft als Lebensweise« (Foucault) zur Schau gestellt, die immerhin eine in vielen außereuropäischen Ländern gängige Alternative zum westlichen Identitätsmodell darstellt. Gleichzeitig wird jedoch der Unterschied als kulturelle Differenz markiert, mit deren Hilfe Ägypten bzw. der »Orient« als das Andere konstruiert werden kann.

Der Autor, der sich auch sonst eher für die Unversehrtheit schwuler Touristen aus Deutschland als für die Situation der Menschen vor Ort interessiert, repräsentiert die typische Ignoranz, die in westlichen Diskursen gegenüber nicht-identitären Modellen von »Homosexualität« eingenommen wird. Sie werden einfach nicht gesehen: man stellt sich blind. [...]

Kleiner Auszug aus gigi: globalizing homophobia

Nach langer Zeit nochmal gelesen. Und nochmal. Und dann bin ich nicht ich, wenn ich nicht zu Hause bin. Und ein Faltenprodukt. Und es gibt Männer, die wissen, dass es in irgendeiner Wirklichkeit Schwule gibt und sie selbst gern mit Männern rummachen und Schwule aber bei ihnen dann auch irgendwann einziehn wollen würden. Und es gibt welche, die nennen andere Menschen am anderen Ende der Welt Mitschwestern und die verstehen es dann auch manchmal, wenn sie vielleicht auf die Bilgi Universität gegangen sind oder zu Galatasaray oder sie verstehen es nicht und fühlen sich unwohl. Oder sie verstehen es nur zu genau und fühlen sich erst recht nicht gut...
Und dann gab es den langweiligen Gide, der wieder und wieder mit Araberjungs in den Dünen verschwand, aber in den Tagebüchern über eine Stadt wie Istanbul die ganze Verachtung kippte, der ein Angehöriger der "plus belle civilisation du monde" fähig war.
Und einen homosexuellen Türken gibt es, der eigentlich Deutscher ist und photorealistische Erotika malt, und nun wieder Türke ist und in Istanbul lebt. Der darf hier aber wegen der photorealistischen Darstellungen nicht mehr unterrichten.
Jäcki hatte im Waisenhaus gelernt, dass Lügen eine Todsünde sei, und stellte sich so schon Anfang der 5oer Jahre europaweit Schafhirten, Priestern und auch sonst jedem unumwunden als schwul vor. Danach auch über Europa hinaus.
Hülya Dasdemir war in der Türkei geisteskrank, weil sie irgendwann kein Mann mehr sein wollte. Jetzt lebt sie als anerkannte Asylantin in der Schweiz und gewöhnt sich da an eine neue Welt. Als 'Geisteskranker', die aber in ein ganz normales Gefängnis gesteckt wurde, brach man ihr in der Türkei beispielsweise gezielt beide Arme und riss ihr die Haare aus. Amnesty international sagte sie, sie wolle "die Türkei vor einen internationalen Gerichtshof" bringen.
Die Türkei ihrerseits hat den Zusatz zum Schutz vor Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung im letzten Moment zurückgezogen, obwohl sie ihn für die EU eigentlich bräuchte. Aufgrund ethnischer oder geschlechtlicher Unterschiede darf hier aber keiner anders behandelt werden.
Gigi sagt, der Westen ist anders und drückt dem Osten eine neue sexuelle Identität auf. Hülya Dasdemir sprühte die Polizei Tränengas ins Gesicht.
Und ich gehe jetzt grillen mit einem alten Mann und dessen Familie und lasse mich mit Sicherheit fragen, ob ich nicht eine türkische Frau an meiner Seite suche.

nachtmusik

...Ah bu ne sevgi bu ne ıstırap
Bu şarkıyla gönlüm ne harap
Al al olmuş gül yanaklarınız
Bu mahçup nazlı bu eda bu hal

Bir mısra gibi ağzınız
Bir mısra gibi ağzınız
Dillenmemiş dinlenmemiş bakire aşklarda
Dillenmemiş dinlenmemiş bakire aşklarda...

Sezen Aksu - Istanbul hatırası, traurig, schön, das also, was türkische Musik sowieso gut kann.

Freitag, 16. Juni 2006

abraxas metall

warum gehen moderne und darüber hinaus dem papier nach erwachsene menschen zu trash metal konzerten?
naja, manchmal wird man eingeladen. manchmal ist man nicht in deutschland, wo man mit hundert pro hundert wahrscheinlichkeit nicht gehen würde, sondern in der türkei. kann also ein im weitesten sinne kulturelles interesse vorgeben.
manchmal war man vorher auf einer amerikanischen privatuniversität, um da den ersten tag einer conference about cinema and media in contemporary europe mitzunehmen (barbara wolbert war auch da und sprach über türkische reality hochzeiten und ein großer engländer, der aussah wie eine noch entschlacktere version von max schreck, der walter benjamin mit contemporary post nineleven paranoid american tv productions verquickte und eine junge türkin, die sagte, nach heidegger wird unser aller leben von handys konditioniert und weitere viele akzente, die genuschelt durcheinanderflogen) und aß zu wenig schnittchen und griff zu oft nach gratiswein...
wenigstens weiss ich so mittlerweile, wo die beste bibliothek istanbuls überhaupt zu finden ist (plus grosses filmarchiv): in einer privaten universität aus amerikanischen finanztöpfen - und die lassen einen da einfach so rein. sehr nett die studenten, ein hoch auf die hiesige jugend. ein hoch auf die überseeischen financiers. und nun zum inbegriff von male music...

Donnerstag, 15. Juni 2006

wieso eigentlich die geschichte was fragen...

Wieso eigentlich Fragen an die Geschichte? Wieso fragen ans Jetzt? Warum Zeitungen schreiben und lesen? Wieso reist man? Wieso schreibt jemand wie Fichte über jemanden wie Herodot, dessen Titel der 'historien' man ja auch heute noch nicht gut ins Deutsche übersetzen kann, weil es eben Ethnologie, Geschichte und alles in einem ist? Und wieso reisen die beiden? Weil es doch einfach schön ist, wenn es irgendwo anders nicht genauso ist wie daheim. Und wieso dann Geschichte? Weil es doch auch ganz schön ist, wenns nicht am selben Ort immer so war, wie es jetzt gerade ist, lieber Himmel.
"...graziöser als Freud legt Herodot nahe, sagt Fichte, dass, da man des Sex wegen reist, Reisen ein sexuelles Bedürfnis sei..." - und in der Hinsicht bin ich von der alles durchdringenden male Hetsoc hier gerade etwas angenervt - oder ist mir da was entgangen? Und macht Heimlichkeit eine Sache immer gleich sexier, oder ist diese ganze Versteckerei hinter dieser maleness overdose nicht schlicht ganz schön heuchlerisch?
Fragen eines kategorisierten Westschwulen, von denen throughout history ja immer einige gerade wegen dieses ganzen Ambivalenztralalas mal hierher gekommen sind, und die nun in ihren weniger exotischen Gefilden mittlerweile mehr und klarer definierte Rechte (und Persönlichkeiten) haben als glbtq's hier - die oft nicht einmal wissen, was sie mit so einem merkwürdigen Kürzel überhaupt anfangen sollen...
15 Millionen Menschen, die größte Stadt des Landes, der ganzen Region - und Lambda Istanbul, mit Kaos Ankara die wichtigste Organisation, sitzt in einer dritten Stock-Seitenstrassenwohnung versteckt und da müssen sie jetzt wegen antischwuler Mietstreitereien wohl auch raus.
Hmm, deswegen vielleicht Geschichte - bevor der Westen hier mit dem Konzept des 'Homosexuellen' kam, war der Osten doch nicht so homophob (wie es zumindest die gigis mal in einem ihrer immer gern gelesenen Artikel meinten)?! Und kann man etwas gewesen sein, wenn es das Wort dazu noch gar nicht gab? Wieder einmal die absurde Situation, mich als 'Konstrukt' zu denken, lieber Himmel; neulich ein Paper zu türkischen Schwulen aus den 90ern gelesen: Selbst die 'westlich-gebildeten' von denen dachten scheinbar in ihrer Jugend, sie müssten eigentlich eine Frau sein, und das sei furchtbar für sie gewesen...
Aber dann auch Fichte, der am Ende von Eine glückliche Liebe berichtet, wie Jäcki sich zum ersten Mal hat vögeln lassen - und sich dadurch wieder verwandelt. Immer spricht er vom Verwandeln - von was denn in was?
Reisen bildet. Reisen verwirrt. Und dann will man doch wieder alles wie daheim. Wenigstens 'n bisschen eben...
zu ungeduldig..?

fragen an die geschichte...

Derjenige, der (wie ich ja tatsächlich mitunter auch) von Kunst eine hypermimetische, also eigentlich fotografische, Wiedergabe von dem, was eben 'ist', fordert, wird mit der vorperspektivischen Divanmalerei vielleicht nicht so viel anfangen können - aber historisch ist das alles verdammt interessant. Und wo krieg ich jetzt wieder das Buch her, aus dem das Bild hier ist?

dancingkocekssup

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