Samstag, 15. Juli 2006

august & fraenk (oder: den dichter lernt man am besten im ausland kennen, vom meer zurück kommend)

Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
Ist dem Tode schon anheim gegeben,
Wird für keinen Dienst auf Erden taugen,
Und doch wird er vor dem Tode beben,
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen.

Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe,
Denn ein Thor nur kann auf Erden hoffen,
Zu genügen einem solchen Triebe.
Wen der Pfeil des Schönen je getroffen,
Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe!

Was er wünscht, das ist ihm nie geworden,
Und die Stunden, die das Leben spinnen,
Sind nur Mörder, die gemach ihn morden:
Was er will, das wird er nie gewinnen,
Was er wünscht, das ist ihm nie geworden.

Ach, er möchte wie ein Quell versiechen,
Jedem Hauch der Luft ein Gift entsaugen
Und den Tod aus jeder Blume riechen:
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
Ach, er möchte wie ein Quell versiechen!

(August Graf von Platen)

...unter anderem hierzu müsste ich doch bald mal wieder mit fraenk telefonieren - aber wurde dessen telefon jetzt eigentlich endlich mal wieder freigeschaltet..? :-)

gefühltes zitat.

in unerträglicher schwüle die stadt.
an den anlegestellen in ihr eigener
anmut die hiesige jugend,
während der yabanci,
schwitzend,
nach atem ringt -

bfi-00m-iyt

und galoppierend geht kurzzeitig des erzählers hang zum dramolett mit ihm durch..............

für miron

(da der jetzt zwar gerade in paris ist und ich nicht mehr, ist es vielleicht etwas verquer, ihm ein gedicht eines türkischen dichters, der einen brief an seine 'rose' in istanbul schrieb, zu widmen, so dass es fast so aussieht, als ginge der text an mich und nicht umgekehrt - aber hikmets istanbul'dan mektup war mir ehrlich gesagt noch zu lang und zu schwierig. und da mein privater hauslehrer mir neuerdings schon gedichte auf den frühstückstisch legt mit einem lies, versteh, und der dichter viel gereist ist aus weltanschaulichen gründen, bekommt bald jeder eines hier rein... :)

sensiz paris


sensiz paris, gülüm,
bir havayi fişeği
bir kuru gürültü
kederli bir ırmak,

yıktı mahvetti beni
paris'te durup dinlenmeden, gülüm,
seni çağırmak.

(nazım hikmet, paris, 8 mayıs 1958)

(und obwohl ich das, was schon als zunehmende unverstaendlichkeit bemaengelt wurde, aus aesthetischen gründen gerne beibehalten würde - man muss ja nicht immer alles gleich verstehen, das tu ich selbst zur zeit auch mal wieder recht wenig und das meiste ist hier sowieso verlinkt - versuche ich mich hier mal an einer übersetzung...mögen die turkologen dies mir verzeihen, und old nazım auch, weil ich nicht weiss, mit welchem html-kniff man dafür sorgt, dass ein gedicht nicht immer so in reih und glied an den linken rand rückt...)

ohne dich paris


ohne dich paris, meine rose,
ein feuerwerk,
ein trocknes geraeusch,
ein fluss, so sorgenvoll.

es zerstörte, vernichtete mich
in paris, meine rose,
das rastlose rufen nach dir.

(hmm, moment, das klingt dann im nachhinein doch etwas dramatisch. deshalb hier noch eins hinterher, etwas weniger pathetisch, für jemanden, der auch sehr gerne zug faehrt, aber auch nicht so gerne mit neuen und vor allem nicht so gerne durch tunnels durch :)

tünel

tiren ovaya inmeden,
dağlardan gelip geçecek,
tünellere girip çıkacak.
tüneller karanlık tüneller uzun...
tünellerde kapatsan
da pencereni sıkı sıkıya
tünellerde kurum yağar karalanır yüzün gözün
ellerin hele...

ama tiren ovaya inmeden
dağlardan gelp geçecek
tünellere girip çıkacak.
tüneller karanlık tüneller uzun...
ya elektrikli tiren?
nafile,
yine de karalanır yüzün gözün
ellerin hele...

(nazım hikmet, paris-viyana, tiren yolculuğu, 1957)


tunnel

bevor der zug die ebene erreicht
wird er berge überqueren
und in tunnel ein und ausfahrn.
die tunnel sind dunkel, die tunnel sind lang...
selbst wenn du in den tunneln dein fenster
noch so dicht schliesst
wird in den tunneln russ niederregnen
und schwaerzen dein gesicht deine augen
und vor allem deine haende...

aber bevor der zug die ebene erreicht
wird er berge überqueren
und in tunnel ein und ausfahrn.
die tunnel sind dunkel, die tunnel sind lang...
aber dann der elektrische zug vielleicht?
nutzlos,
trotzdem schwaerzt er dein gesicht deine augen
und vor allem deine haende...

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