uklad. wieder ein wort gelernt.
[...]Trotz dieser Entschlossenheit läßt sich der Jaroslaw Kaczynski von heute durchaus vom Solidarnosc-Kämpfer der Jugendjahre ableiten. Politik hat sich ihm von Kind auf als existenzieller Kampf dargestellt. Beide Eltern, auch die Mutter, bei welcher er als Junggeselle bis heute wohnt, kämpften in den Reihen der Untergrundarmee „Armia Krajowa“ gegen die deutsche Versklavungspolitik der Besatzungsjahre. Der Hitler-Stalin-Pakt, die fast völlige Zerstörung Warschaus, wo er 1949 zur Welt kam, danach die blutigen Aufstände gegen die sowjetische Besatzung, gaben seinem Begriff vom Politischen jene ernste Tiefe, in welcher neben demokratischen Zielen immer auch die Notwendigkeiten eines Überlebenskampfs die Atmosphäre bestimmen.
Dieser Kampf ist im Weltbild der Brüder Kaczynski noch nicht zu Ende. Jenseits der Grenzen arbeiten nach dieser Sicht Deutschland und Rußland, die Teilungsmächte von 1939, immer noch zu Lasten Polens zusammen. Die geplante Gasleitung in der Ostsee gilt als Wiederkehr des Hitler-Stalin-Paktes, Europa als philanthropische Illusion. Im Lande selbst hat in den neunziger Jahren die Rückkehr der gewendeten Kommunisten Jaroslaw Kaczynskis Weltbild bestimmt. Die ungezählten Korruptionsskandale, die seither das Land erschütterten, haben ihn davon überzeugt, daß die „Dritte Republik“ von 1989 im Kern nur eine Fortsetzung der kommunistischen Herrschaft hinter demokratischer Fassade sei, wobei die eigentliche Macht nicht bei den gewählten Institutionen liege, sondern bei einem Geflecht von Seilschaften, Clans und Geheimdiensten, das den Polen als „das System“ (“Uklad“) ein Begriff ist.
Dieses „System“ zu besiegen, ist das Ziel Jaroslaw Kaczynskis. Dem dient der Aufbau neuer Kontrollorgane wie des „Zentralen Antikorruptionsbüros“, dem dient der Personalaustausch auf allen Ebenen, dem dient jetzt auch die Besetzung der Ämter von Staatspräsident und Regierungschef durch die Zwillingsbrüder. Der Kampf geht weiter, bis der „Uklad“ zerschlagen ist.
Text: F.A.Z., 14.07.2006
damit also kann ich wieder eine neue paranoia benennen...
Dieser Kampf ist im Weltbild der Brüder Kaczynski noch nicht zu Ende. Jenseits der Grenzen arbeiten nach dieser Sicht Deutschland und Rußland, die Teilungsmächte von 1939, immer noch zu Lasten Polens zusammen. Die geplante Gasleitung in der Ostsee gilt als Wiederkehr des Hitler-Stalin-Paktes, Europa als philanthropische Illusion. Im Lande selbst hat in den neunziger Jahren die Rückkehr der gewendeten Kommunisten Jaroslaw Kaczynskis Weltbild bestimmt. Die ungezählten Korruptionsskandale, die seither das Land erschütterten, haben ihn davon überzeugt, daß die „Dritte Republik“ von 1989 im Kern nur eine Fortsetzung der kommunistischen Herrschaft hinter demokratischer Fassade sei, wobei die eigentliche Macht nicht bei den gewählten Institutionen liege, sondern bei einem Geflecht von Seilschaften, Clans und Geheimdiensten, das den Polen als „das System“ (“Uklad“) ein Begriff ist.
Dieses „System“ zu besiegen, ist das Ziel Jaroslaw Kaczynskis. Dem dient der Aufbau neuer Kontrollorgane wie des „Zentralen Antikorruptionsbüros“, dem dient der Personalaustausch auf allen Ebenen, dem dient jetzt auch die Besetzung der Ämter von Staatspräsident und Regierungschef durch die Zwillingsbrüder. Der Kampf geht weiter, bis der „Uklad“ zerschlagen ist.
Text: F.A.Z., 14.07.2006
damit also kann ich wieder eine neue paranoia benennen...
mq - 14. Jul, 13:20
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