Freitag, 23. Juni 2006

hintergrundinformation

und draussen die möwen, die kreischen, das lied des aygaz-lasters und männer, die sich gegenseitig aaabi zurufen. dann im salon ozan, mein 11jähriger lieblingsneffe, deswegen kurz nur eine information zur farbe pistazie light, die irgendwie fast wie von selbst und unumstösslich den rand meiner webwelt einnahm: pistazie, das ist die farbe von eissalons aus den frühen 80ern, für die, die die noch kennen, die farbe von italienischen und französischen 70er jahren und die von den heutigen in osteuropa. das ist auch die farbe einer küche des lebensgefährten in der winsstraße, die es jetzt nicht mehr gibt und um die auch ein rotes band sich auf augehöhe zog wie hier die schrift. und das alles hängt aufs engste zusammen. piccole assoziazione sullo pistacchio .

trouvaille religieuse

...beim suchen nach türkischen schulen in d-land, von denen ich bis jetzt nicht mal wusste, dass es sie überhaupt gibt, auf eine seite zum thema muslimische schulen gestossen und darüber dann auf einen alten, aber interessanten artikel ausgerechnet auf emma.de (dass ich mich auch zu diesen alten reckinnen nochmal verirren würde, wer haetts gedacht):

'15. September 1995. In Bonn wird die „König-Fahad-Akademie“ eingeweiht: eine muslimische Schule mit angeschlossenem Bildungs- und Tagungszentrum. Zum Eröffnungsfestakt geladen sind nicht nur Außenminister Klaus Kinkel (FDP) und Ministerpräsident Johannes Rau (SPD), sondern auch die umstrittene Friedenspreisträgerin Annemarie Schimmel sowie der islamische Fundamentalist Ali Yüksel von der türkischen AMGT mit Sitz in Köln, über die es im Verfassungsschutzbericht 1994 heißt: „Sie tritt für die Einführung einer auf dem Koran basierenden Staatsordnung in der Türkei und für die weltweite Islamisierung ein.“ Und: „Sie betreibt antisemitische Hetzkampagnen.“

Gastgeber an diesem regnerischen Freitagmorgen im Frühherbst ist Prinz Abdulaziz Bin Fahad Bin Abdulaziz, Sohn des saudi-arabischen Königs Fahad, seines Zeichens „Hüter der Beiden Heiligen Stätten“.

Er hat diese erste islamische Schule in Deutschland für 28 Millionen Mark aus der Staatskasse Saudi Arabiens errichtet, das seit 20 Jahren weltweit Hauptgeldgeber der fundamentalistischen Offensive ist.

Die neue Bonner Bildungsstätte, in der bis zu 700 SchülerInnen im Alter von sechs bis 18 Jahren unterrichtet werden können, wirkt wie ein Wirklichkeit gewordenes Märchen aus „1001 Nacht“: Die Wände sind mit kostbarem Marmor verkleidet, das Mobiliar wurde aus edlen Hölzern getischlert, über der Aula thront eine gläserne Kuppel, und auf dem Schulhof reckt sich ein morgenländisches Minarett zum Himmel, gleich neben der Moschee, in der die Kinder mittags auf Mosaiken knien und sich gen Mekka neigen. Die SchülerInnen tragen Schuluniformen, ein Kopftuchzwang für Mädchen besteht angeblich nicht, und doch verhüllten bei der Einweihung die meisten ihre Haare. Auch die arabische Schulleiterin Aisha Al-Husseini, eine promovierte Pädagogin, die in Los Angeles studierte und behauptet, sonst ganz emanzipiert ohne zu gehen, hat an diesem Freitag demonstrativ ein Kopftuch umgebunden. Schließlich eröffnet der Sohn des „Hüters der Beiden Heiligen Stätten“ persönlich die Islam-Akademie in Bonn. Vier Wochen später hielt es der deutsche Bundespräsident bei der Friedenspreis-Verleihung an eine Symphatisantin des islamischen Fundamentalismus, die Bonner Professorin Schimmel, für passend, die Laudatio zu halten – gegen alle wohlbegründeten Proteste. Warum? Wer sind die Kräfte, die hinter Annemarie Schimmel stehen?'

dieser kampf der kulturen an allen ecken - und jeder ruft jedem gefahr ins gesicht (wieder denken wir an einen vers aus rimbauds âge d'or: le monde est vicieux;
si cela t'étonne...) İst das nun ein guter artikel? investigativ? oder paranoid? und ist das eine geeignete schule für bücher einer organisation, die will, dass alle menschen in der türkei sich bei den haenden fassen, ein bier oder was auch immer zusammen zischen und offen über alles reden? und wer ist nun annemarie schimmel genau?
berlin, steht, von walter benjamin zitiert, bei uns an einer institutstür, lernt man am besten von moskau aus kennen. wie immer kann man herrn benjamin nur beipflichten und sogleich die zwei staedtenamen als willkürliche platzhalter für andere orte verstehen: das ausland ist auch hier wieder eine taegliche fundgrube an fragen übers eigene, das ja eh über die ganze welt sich verstreut.
und so ist auch die scheinbar leidige internetrecherche reich an entdeckungen, die ich mittlerweile mit iram, meiner lieblingskollegin, die in brighton kulturanthroplogie studierte und hier zur zeit das TÜKİYENİN İNSANLARI projekt mitleitet, erörtere - mittlerweie eine halbe stunde jeweils auf deutsch und auf türkisch.
Ein weiteres thema, dass in diesem über-den-schreibtisch-tandem noch zu debattieren sein wird ist das thema fernbeziehung, wo doch ihr freund kanadisch naturalisierter grieche ist, der mittlerweile in new york wohnt. auf dem tisch hier stapeln sich bücher mit titeln wie the do's and don't's in turkish-greek relations. punkt eins, sag einem griechen nicht, dass er mit einem türken etwas gemeinsam haben könnte - dann sind die voraussetzungen für ein gutes verhaeltnis schon geschaffen...toll, wa?




zum abschluss noch das allen sowieso schon bekannte gesicht eines der noch immer grössten orientfahrer, vielleicht deshalb, weil er da schon nicht mehr viel (übers reisen oder sonstwas) gesprochen hat..?
viel interessantere bilder von ihm, die ich auch noch nicht kannte, gibts hier, aber da haben die franzosen ihr kulturerbe, das niemals ihr erbe sein wollte, mal wieder zu gut geschützt. pourtant ce serait inadmissible qu'il soit pas représenté ici et basta, les protecteurs...

Il faut être absolument moderne!
ach. guten abend.

kulturkontakte

und dann nach einem viel zu langen tag, bei dem man u.a. feststellt, dass, obwohl bei der praktikumsstelle extra eine besprechung mit zweien ihrer wichtigsten mitglieder angesetzt wurde, damit endlich mal klarheit herrscht über sinn, zweck und vorgehen meines tuns und handelns in der naechsten zeit hier, und bei dem so systematisch in atemberaubender weise um den heissen brei herum geredet wurde wie es mir sogar von europaeischen ethnologie seminaren bis dato fremd gewesen war (es kann nicht eigentlich am englisch gelegen haben: das sprachen die doch auch) und wo zum schluss als einziges bei mir haengen blieb: du solltest mal die vw-foundation um geld für uns anhaun - wo anschliessend im gespraech mit einer anderen kollegin raus kam, dass letztes jahr zwei andere praktikanten aus d-land genau dasselbe hier gemacht haben wie ich, naemlich unter anderem deutsche sponsoren für türkische geschichtsbücher suchen - dass aber meiner anfrage nach deren email nicht stattgegeben werden konnte (u.a. haette ich mal gerne gewusst, wieso ich die heinrich böll, die doch mal deren partner war, ausgerechnet nicht kontaktieren soll), da schlicht und ergreifend keiner mehr zu wissen schien, wie diese praktiktant(Inn?)en überhaupt hiessen -
nach einem solchen tag also abends nach hause kommen und zu besuch im wohnzimmer einen freund des mitbewohners aus samsun sitzen sehen, der jetzt wohl auch die naechsten tage im gaestezimmer (ja noch gibt es sowas bei uns) wohnen wird: einen, der so unglaublich gut aussieht, dass er in jeder production a la americaine den dummfiesen chef des footballteams spielen müsste - der dann aber zu meiner grossen freud das krasseste gegenteil war: so was nettes! so eine sanftheit in der stimme. sicher, auch er weiss nicht um mein düstres geheimnis, und jede bewegungsschwester europaeischer provenienz würde mir jetzt langsam mal ins gewissen reden. aber so nett. so nett. so. naja.
super leute diese, und so wurde aus dem langen tag eine lange nacht.
in gut zwei wochen geh ich dann zu meiner ersten beschneidung.

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